oder: wie Du mit dem Herzen siehst
Glaubst Du der Überschrift?
Vermutlich kennst Du den Spruch: „Nur die Liebe heilt.“ Demnach wäre es doch ganz einfach, einen Menschen zu heilen: durch Liebe.
Hast Du schon einmal einen Menschen geliebt, so richtig, also bedingungslos? War das anstrengend? Hast Du eine lange Ausbildung dafür benötigt? Musstest Du vorher lange meditieren oder irgendwelche Übungen machen? Oder war es leicht und natürlich?
Ich glaube, wir wurden mit der Fähigkeit zur bedingungslosen Liebe geboren. Wir haben diese Fähigkeit also in uns und sie muss nur (re-)aktiviert werden und schon können wir heilen – falls wir das möchten.
Seit Mitte der 90er Jahre bin ich heilerisch tätig. Nachdem ich über viele Jahre Seminare zu verschiedensten Themen besucht habe, hat sich ein eigener Ansatz entwickelt, von dem ich selbst lange nicht wusste, was ich da eigentlich mache und wie ich vorgehe. Die ersten Jahre habe ich nur im privaten Umfeld geübt. Beeindruckend fand ich immer die Behandlung von akuten Verletzungen, wie z. B. Prellungen u. Ä. Die Wirkung setzte unmittelbar ein und nach wenigen Minuten waren die Beschwerden verschwunden. Wenn ich gefragt wurde, wie ich das denn mache, sagte ich immer: „Ich mache nichts“ und „Ich lasse die Heilung geschehen“. Daran hat sich bis heute nichts geändert, nur dass ich inzwischen glaube, etwas genauer zu wissen, wie ich dabei vorgehe.
Der Heilungsprozess hat für mich weniger mit einer speziellen Technik zu tun, sondern beruht auf einer besonderen inneren Haltung und Einstellung der anderen Person gegenüber: der bedingungslosen Liebe, die nicht bewertet und erwartet. Die andere Person wird dabei in ihrem vollen Potenzial, als „heil“, wahrgenommen – das ist schon alles. Der Rest ist Wahrnehmung für den Prozess und Übung.
Die folgende Übung kann meiner Erfahrung nach diesen Zustand gezielt aktivieren. Das Prinzip ist, dass Du die bedingungslose Liebe und die spezielle Wahrnehmung zunächst mit einem neutralen Gegenstand übst:
Übung
Nimm einen neutralen Gegenstand, den Du leicht vor Dir platzieren und vollständig sehen kannst, wie z. B. einen Becher, eine Flasche, ein Schuh o. Ä. Er sollte nicht übermäßig komplex und ohne besondere emotionale Bedeutung sein.
- Sieh den Gegenstand ganz normal an, so wie Du es normalerweise machst. Was ist es, wie heißt das Objekt? Wie ist er beschaffen: Form (rund – eckig), Farbe(n), Oberfläche (rau – glatt, matt – glänzend), Festigkeit (weich – hart) usw. Welche Erfahrungen hast Du mit diesem bzw. ähnlichen Gegenständen schon gemacht? Was spürst Du im Körper?
Diese Art der Wahrnehmung nenne ich „sehen mit den äußeren Augen“. - Löse die Erfahrungen, die Du mit dem Gegenstand gemacht hast, von ihm ab und nimm den Gegenstand ohne die bisherigen Erfahrungen wahr.
Wie ändert sich dadurch Deine Körperwahrnehmung? - Nimm den Gegenstand wahr, ohne ihn zu benennen. Nimm ihn so wahr, als wenn Du ihn zum ersten Mal siehst und keine Ahnung hast, was das ist.
- Nimm den Gegenstand wahr, ohne die Eigenschaften des Materials zu benennen – Du hast keine Worte für die Eigenschaften des Materials.
- Nimm den Gegenstand wahr, ohne die Eigenschaften der Oberfläche zu benennen – Du hast keine Worte für die Eigenschaften der Oberfläche.
- Nimm den Gegenstand wahr, ohne die Farben zu benennen – Du hast keine Worte für die Farben.
- Nimm den Gegenstand wahr, ohne die Form zu benennen – Du hast keine Worte für die Form.
Nimm den Gegenstand einige Zeit auf diese Art und Weise wahr.
- Was spürst Du in Dir dabei? Wie fühlst Du Dich?
- Was ist anders als „normal“, als vorher?
- Wie ist Deine „Beziehung“ zu dem Gegenstand jetzt?
- Welches Potenzial hat der Gegenstand?
- Was ist sonst noch alles anders?
Diese Art der Wahrnehmung nenne ich „mit den inneren Augen schauen“. Und für mich ist das identisch mit dem bekannten Ausdruck „mit dem Herzen sehen“.
Als nächsten Schritt kannst Du diese Art der Wahrnehmung mit einer anderen Person üben und Dich von der Wirkung überraschen lassen. Beginne dabei mit der „normalen“ Art, die andere Person anzusehen und wechsele dann zum „inneren Schauen“.
Der Abschluss wäre dann, Dich selbst so wahrzunehmen.
Über eine Rückmeldung zu Deinen Erfahrungen würde ich mich freuen.
Für mich ist diese Art der Wahrnehmung oder Haltung absolut essenziell für jede „Arbeit“ mit Menschen. Die Wirkung jeder beliebigen Technik wird verbessert und Du fühlst Dich danach besser als vorher. Du bekommst „Energie“, statt sie zu verlieren.